Warum ich begleite – und was mich auf diesen Weg gebracht hat

Ich begleite Menschen nicht, weil ich Antworten habe. Ich begleite sie, weil ich lange Zeit keine hatte.

Ich bin nicht der, der alles verstanden hat. Ich bin der, der alles hinterfragt hat, weil das Leben mich dazu gezwungen hat.

Ich habe nicht einfach einen Beruf gewählt. Ich wurde hingeschoben, hingeführt, hingestoßen – durch Tode, Trennungen, Trauma, Sucht, Ohnmacht,
und eine endlose Suche nach dem, was eigentlich noch Sinn macht in einem Leben, das immer wieder bricht.

Jahrelanges Leiden ist nicht romantisch Es ist entwürdigend, zermürbend, einsam. Ich weiß, wie es sich anfühlt, sich selbst zu verlieren – und trotzdem zu funktionieren. Ich kenne die Dunkelheit. Nicht die dramatische, sondern die leise, die sich wie Nebel zwischen dich und die Welt legt.

Ich habe geliebt, verloren, geklammert, geflüchtet in Rausch, in Aufopferung, in falsche Hoffnung. Ich habe versucht, „gut genug“ zu sein.
Bis ich gemerkt habe: Es geht nicht darum, gut zu sein. Es geht darum, ganz zu sein.

Und genau das hat mich gerettet.

Weil ich zum ersten Mal verstanden habe:
Niemand kommt, um mich zu holen.
Aber ich kann mich selbst holen. Nicht auf einmal. Aber in kleinen Schritten. Ehrlich. Roh. Und mit dem Mut, wieder aufzustehen.

Heute weiss ich:
All das war nicht sinnlos. Es war die Schule, die ich gebraucht habe, um das zu tun, was ich heute tue:

Menschen begleiten.
Nicht therapieren.
Nicht analysieren.
Nicht reparieren.

Sondern halten. Spiegeln. Aushalten. Mitgehen. Den Raum halten, den ich mir früher selbst gewünscht hätte.

Ich glaube nicht an schnelle Lösungen. Ich glaube an Begegnung. An Menschlichkeit. An Nähe ohne Abhängigkeit. An Stärke ohne Maske.

Ich glaube an die Fähigkeit jedes Menschen, sich selbst zu spüren. Und irgendwann zu sich zu sagen:

„Ich bin vielleicht nicht perfekt.
Aber ich bin endlich bei mir.“

Wenn ich etwas weitergeben will, dann genau das:

Hilfe zur Selbstheilung.


Nicht weil ich heil bin. Sondern weil ich weiss, dass Heilung möglich ist – auch wenn sie leise kommt. Vielleicht gerade deshalb.

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Selbstreflexion – der innere Blick, der nicht jeder wagt